Desmosedici Stradale 90-Grad-V4
In nur sieben Jahren erblickten vier völlig neue Motoren von Ducati das Licht der Welt: der neue und Superleichte V2, der Superquadro Mono in der Hypermotard 698, der V4 Granturismo in der Multistrada V4 und als erster in dieser Abfolge der Desmosedici Stradale in den Panigale V4 und Streetfighter V4 Modellen.
Seit dem Einstieg in die MotoGP-Rennserie setzt Ducati auf das 90-Grad-V4-Layout. Dass diese Bauweise heute bei zahlreichen MotoGP-Motoren zu finden ist, zeigt, dass sie nicht nur für Ducati den Höhepunkt der sportlichen Motorenbaukunst markiert, sondern auch höchste Effizienz und Performance ermöglicht. In der 90-Grad-V-Bauweise gleichen sich die Massenkräfte erster Ordnung auf natürliche Weise aus, wodurch eine Ausgleichswelle zur Eliminierung von Vibrationen überflüssig wird. Dieser konstruktive Vorteil, der entscheidend für die Zuverlässigkeit und mechanische Effizienz eines hochdrehenden Motors ist, ist nur einer von vielen Vorzügen, die diese von Ducati gewählte Konfiguration zur technisch raffiniertesten Bauweise machen.
Verglichen mit einem klassischen Reihenvierzylinder ermöglicht die geringere Baubreite der V-Anordnung auch eine bessere Massenzentralisierung und reduziert die Stirnfläche des Motorrads. Darüber hinaus verringert die kürzere Kurbelwelle den gyroskopischen Effekt. All diese Aspekte wirken sich positiv auf die Fahrdynamik aus, insbesondere bei schnellen Richtungswechseln. Im Raum zwischen den beiden Zylinderbänken finden die Wasserpumpe und eine große Airbox Platz, die dem Desmosedici-Motor tiefes Atmen ermöglicht.
Ausgangspunkt für die Entwicklung des Desmosedici Stradale waren die Herzstücke des V4-MotoGP-Rennmotors – die Zylinderköpfe. Mit denselben Dimensionen und Konstruktionsmerkmalen wie bei der Desmosedici GP ausgestattet, herrschen in der Desmosedici Stradale die gleichen herausragenden Strömungsverhältnisse. Auch die Einbaulage des Treibwerks ist identisch: 90-Grad-V4, um 42 Grad nach hinten geneigt. Diese Lösung ist besonders kompakt, ermöglicht eine gute Massenzentralisierung, erlaubt den Einbau größerer Kühler und verlagert den Schwingendrehpunkt so weit wie möglich nach vorne.
Diese Anhäufung der nachstehend beschriebenen modernsten technischen Lösungen – entwickelt in der MotoGP und angepasst für höchste Zuverlässigkeit im Alltag – demonstriert einmal mehr die Einzigartigkeit von Ducati: Ein V4-Motor in dieser Konfiguration und mit dieser technischen Ausstattung ist kein zweites Mal in der Motorradwelt zu finden.
MOTOR
Die DNA der MotoGP-Racer
Aus den Erfahrungen der MotoGP und in enger Zusammenarbeit mit den Ingenieuren von Ducati Corse entstand dieser kompakte, leichte und extrem leistungsstarke Motor. Er maximiert den Fahrspaß auf der Straße und garantiert gleichzeitig herausragende Rennstreckenqualitäten. Das horizontal geteilte Leichtmetall-Motorgehäuse wird im Kokillengussverfahren gefertigt. Im oberen Kurbelgehäuse sind vier Aluminium-Zylinderlaufbuchsen untergebracht, deren Nikasil-Beschichtung den Verschleiß und die Reibung minimiert. Zur Gewichtsreduzierung bestehen die Zylinderkopfdeckel, die Ölwanne, der Lichtmaschinendeckel und die zweiteilige Kupplungsabdeckung aus einer speziellen Magnesiumlegierung. Mit lediglich 64,9 kg bringt der Desmosedici Stradale nur 2,2 kg mehr auf die Waage als der 1.285 cm³ große Superquadro Twin.
ZÜNDFOLGE
Twin Pulse Arbeitsprinzip
Ein V4-Motor mit einem Hubzapfenversatz von 70 Grad erzeugt eine „Twin Pulse“-Zündfolge, die dem Arbeitsprinzip eines doppelten Zweizylinders entspricht. Dabei zünden die beiden linken und die beiden rechten Zylinder nahezu zeitgleich bei 0 Grad, 90 Grad, 290 Grad und 380 Grad. Diese spezielle Zündfolge führt zu dem charakteristischen Klangbild des Desmosedici Stradale, das dem der Ducati MotoGP-Bikes ähnlich ist. Zu Beginn zündet der vordere Zylinder auf der Lichtmaschinenseite bei 0 Grad, gefolgt von der Zündung des hinteren Zylinders auf derselben Seite bei 90 Grad. Danach folgt ein Intervall ohne Drehmomententwicklung, bis die beiden Zylinder auf der Kupplungsseite nacheinander bei 290 Grad und 380 Grad zünden. Die „Twin Pulse“-Zündfolge verleiht dem V4 nicht nur ein einzigartiges Klangprofil, sondern trägt auch zur herausragenden Performance und außergewöhnlichen Kontrollierbarkeit bei, insbesondere in Kurven und am Kurvenausgang.
ZYLINDERKOPF
Leichter und noch kompakter
Wie bei allen Ducati-Motoren spielt die Desmodromik auch beim Desmosedici Stradale eine entscheidende Rolle für die Performance. Beim Desmosedici Stradale kommt eine komplett neue Desmodromik mit überarbeiteten und gewichtsoptimierten Komponenten zum Einsatz. Nur dadurch war die Konstruktion der extrem schmalen Zylinderköpfe überhaupt möglich – so leicht und kompakt wie nie zuvor bei einer Ducati. Jedes einzelne Bauteil wurde im Hinblick auf besondere Drehzahlfestigkeit entwickelt und getestet, um den hohen Drehzahlen des V4-Motorenkonzepts gerecht zu werden. Der Desmosedici Stradale ist mit vier Nockenwellen ausgestattet, die 16 Ventile steuern. Die Einlassventile haben einen Durchmesser von 34 mm, während die Auslassventile 27,5 mm messen. Die Ventilsitze bestehen aus Sintermetall, was ihre Haltbarkeit erhöht.